Tag 73

Nagelkran und Wonder-Woman

Mit unglaublicher Inbrunst hilft er dem Opa, die alte Hütte in ihrem Garten abzureißen. Er hat zum Geburtstag eine neue geschenkt bekommen. Er steht neben mir, hält mit seinen beiden kleinen Händen die Kneifzange, versucht den Nagel am Kopf zu fassen zu kriegen. Ist stolz, wenn ich jubiliere: „Ja! Jetzt hast Du ihn! Und jetzt ganz doll die Hände zusammendrücken!“ Und dann ziehen wir den Nagel mit vereinten Kräften heraus. Anschließend ist er der Kneifzangenkran und transportiert mit dem Kneifzangenkran-Greifer den Nagel in eine Tüte. Darin sind schon an die 30 anderen, die er transportiert hat.
Ab und zu verfalle ich in alte Gefühle beim Heimwerken. Z.B. „So, los jetzt, feddich werden!“ Dann ruf ich mich zur Ordnung. Es geht hier nicht um feddich werden. Es geht hier um Spielen. Und das ist eine ernste Angelegenheit. Die braucht Zeit!
Plötzlich steht die große Schwester neben uns. In Gartenkleidung. Sie ist schon zu groß, um sie noch Mädchen nennen zu können. Ob wir Hilfe gebrauchen können, fragt sie mit sichtbar gut gelauntem Tatendrang. Klar! Wir laden sie herzlich ein. Aber Vorsicht, erklären wir, da sind eine Menge Splitter und Nägel im Spiel. Man kann sich leicht verletzten. Kein Problem, sagt sie und schiebt mit einer gehörigen Portion Selbstironie ihre Hüfte zu Seite. Ich hab doch meine Wonder-Woman-Arbeitshandschuhe. Na dann …