Sonntag

Am Morgen sieht der flauschig weiche Überzug über die Welt noch ganz lauschig aus.

Dann aber will der Winter mehr. Er stürmt herein. Wie wütend wummert wilder Wind auf- und abbrausend um die Ecken, das Dach, die Fenster.

Als Winter-entwöhntes westfälisches Weichei stehe ich hinter der Scheibe und weiß nicht, ob ich mich gruseln, glotzen oder einfach genießen soll.
Also mache ich alles gleichzeitig.

 

Wir brauchen eine Weile, bis wir begreifen, dass wir ja raus müssen. Schnee schaufeln. Maximale Antikälte-Ausrüstung und los. Dreimal fangen wir wieder von vorne an, bis wir auch das begreifen: Wir können nicht dagegen anschaufeln. Wenn wir hinten angekommen sind, ist vorne wieder alles voll. Wir sollten einfach nachgeben.

Am Nachmittag starte ich einen Versuch, ob ich das Auto aus der Einfahrt bekomme. Ziemlich idiotisch, das Unterfangen. Nur weil ich morgen einen Inspektionstermin habe. Der Laden muss ja laufen. Nachbarn helfen. Beim zweiten Mal Festfahren bäumt sich bei ihnen Ehrgeiz auf. Jetzt nicht aufgeben. Bei mir bäumt sich nichts auf. Ich freue mich über die Hilfe und finde zugleich absurd, was wir tun. Und mir ist kalt. Außerdem habe ich schon Nachgebe-Erfahrung. Ein schönes Gefühl. Deshalb: Rückzug.

Jetzt begnüge ich mich mit Rausschauen. Nach jeder neuen Stunde sieht die Welt anders aus. Und wirkt stiller und stiller. Und das, obwohl das Wüten des Windes zunimmt.

Schnee an der Haustür

Schneeblick auf Fenster

Schneefenster hinter Flügel