Tag 59

Distanz ohne Abstand

Der Bundesvorstand der AFD hat auf Initiative von Herrn Meuthen mit 7 zu 5 Stimmen bei einer Enthaltung beschlossen, dass Herr Kalbitz die Partei verlassen muss. Genauer gesagt: Dass sein Beitritt nicht rechtens war, weshalb seine Mitgliedschaft annulliert werde. Er wird also quasi rückwirkend nicht aufgenommen.
Süß, wie die Lehrlinge die Machenschaften der Großen nachspielen, das schwurbelige Verbalwinden der geschmähten „Altparteien“ imitieren. Herr Kalbitz sei mal ein tarnbehoster Wald-Wiesen-Nazi gewesen. Das habe er bei seinem Aufnahmeantrag verschwiegen. Leider sei das entsprechende Dokument verschollen. Es gebe aber zwei Zeugen. Brav ergänzen wir gedanklich: Wenn er es nicht verschwiegen hätte, wäre er ja gar nicht in die AFD hineingekommen. Denn in der AFD gibt es keine Nazis. Bekanntlich. Nun, – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Der Lehrling Kalbitz allerdings jetzt erstmal schon. – Irgendwie. – Na ja, – ein bisschen.
Am Tag danach verkündet die Fraktion der AFD im Landtag von Brandenburg, dass Herr Kalbitz, der Herrn Gauland folgende Landesvorsitzende der AFD in Brandenburg, Mitglied der Fraktion bleibe. Und dass sein Fraktionsvorsitz jetzt zunächst mal nur kommissarisch von jemand anderem übernommen werde.
Herr Kalbitz kündigt rechtliche Schritte an.
Die besonders Rechten in der Partei kritisieren den Rauswurf, nein: die rückwirkende Nichtaufnahme, also genau genommen: Die im Grunde Nicht-Existenz der Mitgliedschaft des Herrn Kalbitz.
Ich würde mich freuen, wenn die rechtliche Prüfung (wer macht sowas eigentlich?) der Personalie Kalbitz ergeben würde, dass er in der Partei bliebe und alle seine Ämter auch offiziell wieder aufnähme.
Aus niederen Motiven, muss ich gestehen.
Möge er noch lange den juckreizenden Fußpilz der AFD geben. Und ich darf mich dann erfreuen, wie sie genervt in die Höcke gehn und sich kratzen.