Es ist Samstag Morgen. Runde drei Wochen nach Sylvester. Die Ereignisse jener Nacht im Bahnhof in Köln sind noch immer präsent.
Ich will Einkaufen fahren.
Die Liebste verabschiedet mich. Sie steht im Bademantel in der Haustür und wirft  ein Lächeln und eine beiläufig gewinkte Geste in die kühle Morgenluft.
Beim Wegfahren bekomme ich mit, dass zwei sehr dunkelhäutige Schlakse mit Prospekten über dem Arm und Knöpfen im Ohr von Haus zu Haus gehen. Ich drehe um, fahre zurück, will bei der Liebsten bleiben und den Briefkastenbesuch der beiden Schlakse abwarten. Wer weiß …
Als ich ihr das erzähle, lächelt sie. Ihr Blick erzählt ein bisschen Rührung angesichts meines Kümmerns. Und mindestens ebensoviel freundlich-kritische Belustigung über meine vom Nachrichtenfeuer angefachte Sorge.
„Ich kann schon auf mich aufpassen.“
Im selben Moment ist mir klar, wie albern mein Handeln ist. Ich höre via Nachrichten-Sendungen von irgendwelchen Ereignissen, die unterfüttert sind mit diesem O-Ton- und ExpertInnen-Analyse-Getöse, wie es mich schon seit langem nervt. Und was mache ich? Ich sehe zwei Schwarze und unterstelle ihnen  unlautere Absichten. Denn die ExpertInnen haben mir ja erklärt, dass das Frauenbild … und dass die Werte … und dass dies und dass das. Hatte ich nicht schon lange immer seltener Fernseh-Nachrichten und Talkshows geguckt, um mich genau dem eben nicht auszusetzen?
Ich steige  wieder ins Auto und fahre nochmals los. Die beiden begegnen mir abermals. Dem ersten schaue ich ins Gesicht und lächle. Er strahlt zurück. Ein betrübtes, frierendes, ermattetes Gesicht hellt sich auf und schickt mir ein Strahlen , das mich beschämt. Ein wenig verweile ich  in seinem Blick, lächle weiter. Zum Glück weiß er nichts davon, wie verlegen ich bin.