Einer dieser immer wiederkehrenden Scheißträume. Ich bin unterwegs. Ich bin zu spät. Ich stoße dauernd auf irgendwelche Hindernisse. Nur diesmal weiß ich nicht, warum ich wann wohin muss. Ich bin einfach granatenzuspät. Eine Straße, an der ich rechts abbiegen muss, ist gesperrt. So eine Scheiße. Die rot-weiß gestreiften Absperrbaken stehen so, dass ich vielleicht daran vorbeifahren und den Abzweig einfach doch nehmen kann. Er sieht ja befahrbar aus. Ich fahre auf eine Bake zu. Schon stoße ich daran. Zum Glück ist es eines dieser Schilder, das am Fuß sofort nachgibt und nach hinten wegkippt. Sie verschwindet unter der Motorhaube. In dem Moment sehe ich, dass der Weg, den ich nehmen will, eine frisch gehakte Sandfläche in dunklem Ocker ist. Vorsichtig setze ich zurück. Wieder jede Menge Zeit verloren. Beim Zurücksetzen hoffe ich, dass die Bake so nachgiebig ist, dass sie das Auto nicht irgendwie von unten beschädigt. Also ein anderer Weg. Über den Markplatz. Ich weiß nicht, ob da Autos überhaupt fahren dürfen, aber es muss jetzt sein. Beim Einschwenken auf den Platz steht vorne rechts ein roter Kleinwagen im Weg. Ein junge Frau versucht einzuparken, setzt aber immer wieder zurück, weil sie den angestrebten Platz nicht mittig genug trifft. Links davon steht ein kleiner Kran-ähnlicher Transporter mit einem kurzen, nicht sehr hohen Ausleger. Daran hängt ein silbriger Stahl-Glas-Zylinder. Darin hockt ein behinderter  Junge (Ich sehe es nicht, ich weiß es nur. Tatsächlich träume ich den Begriff ‚behindert‘) . Ich suche das Führerhaus, um den Blick des Fahrers einfangen. Vielleicht kann ich ihn bewegen etwas zurückzusetzen, damit ich zwischen ihm und dem roten Kleinwagen hindurch auf den Marktplatz fahren kann. Der Platz ist – das fällt mir jetzt auf – mit kleinem rötlichem Stein gepflastert. ‚Eigentlich ganz schön‘, denke ich im Traum. Der Fahrer schaut mich mit unbeweglichem Gesicht an und doch an mir vorbei. Ich registriere, dass die ganze Zeit in meinem Auto das Radio läuft. Ich frage mich, ob das, was da läuft, ein Song ist.  Klaviermusik, die einen gesprochenen Text begleitet. Ist sie nur Hintergrund? Eigentlich nicht, denn das Sprechen kommt mir irgendwie rhythmisch und lyrisch vor. Die Stimme ähnelt sehr stark der von Manfred Maurenbrecher (den ich einmal gut fand, und von dem ich bestimmt seit mehr als 20 Jahren nichts mehr gehört habe … es gibt ihn tatsächlich noch …) Er kann es aber eigentlich nicht sein, denn das charakteristische Lispeln fehlt. Die Lücke, die der rote Kleinwagen und der Kleinkran lassen, ist verdammt schmal. Trotzdem versuche ich mich da hindurchzufummeln. Noch einmal nehme ich irgendwie teilnahmslos irritiert direkt vor mir die ausdruckslosen Gesichtsausdrücke vom Fahrer und von dem Jungen wahr. Dann bin ich tatsächlich durch. Im Radio höre ich im selben Moment eine Melodie. Anschließend einen Satz. Dann Stille. Ich warte auf einen Jingle oder eine Moderation oder irgendetwas anderes, mit dem das Programm fortgesetzt wird. Nichts. Stille, die bleibt.
Dann wache ich auf und kann mich zum ersten Mal in meinem Leben an eine Melodie aus einem Traum erinnern. An den Satz auch.