Der NDR-Journalist Hubert Seipel muss sich verteidigen. Er hat den russischen Präsidenten interviewt, – ja genau … den, dessen Namen die Franzosen immer so missverständlich aussprechen. Man wirft ihm vor, er sei durch seinen langjährigen Kontakt zu Herrn Putin nicht mehr unabhängiger Journalist, sondern Hofberichterstatter. Nun kann man sich natürlich fragen, von wessen Hof die Journalisten Bericht erstatten, die in den letzten Wochen Putin reflexhaft kritisch beurteilen und sich darin gefallen, seine hinterlistigen Machtspiele zu durchschauen, die so hinterlistig ja nicht sein können, wenn schon ein Journlist von sagen wir zum Beispiel: der Osnabrücker Zeitung sie durchschaut. (Sind das eigentlich wohl dieselben Journlisten, die, weil sie die Spiele des Herrn Putin ja durchschauen, jetzt dem Journalisten Seipel den Geruch der Hofberichterstattung attestieren?)
Ich höre, wie sich Herr Seipel gegen diesen Vorwurf zur Wehr setzt. Und er gibt an, ein Beleg für die Akzeptanz der Unabhängigkeit des Journalisten Seipel durch den Präsidenten Putin sei die Tatsache, dass von Seiten des Präsidenten Putin im Vorfeld des Interviews keinerlei inhaltliche Vorgaben oder Einschränkungen erfolgt seien.
Ähm … wie jetzt? Wollte Herr Seipel sich nicht verteidigen? Warum reitet er sich dann noch mehr rein? Wenn schon ein Politiker im sogenannten freien Westen sich im Vorfeld eines ausführlichen Interviews alle möglichen Absicherungen ausbedingt, was, bitte, hat es dann zu bedeuten, wenn Herr Putin das nicht tut? Kann es einen anderen Grund haben als den, dass er einfach von Herrn Seipel nichts zu befürchten hat?
Wenn nicht, was ist das dann bei Herrn Seipel? Doofheit? Selbstüberschätzung? Schwere mentale Funktionseinschränkung infolge zu intimer Nähe zur Macht? Oder einfach Langzeitfolgen von Wodka? Das muss dann allerdings an der Menge liegen. Denn die Qualität wird ja gestimmt haben in diesen Kreisen.