Wirtschaftsweisheit

Professor Lars Feld. Er wird „Einer der Wirtschaftsweisen“ genannt. Und er beklagt einen drohenden Wachstumseinbruch durch ein Lieferkettengesetz, das zumindest in Ansätzen und bei Betrieben über 500 Mitarbeitern ein Mindestmaß an ökologischen und sozialen Standards bei Zulieferern aus anderen Ländern sicherstellen soll. (vgl. https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/wirtschaftsweiser-lieferkettengesetz-schadet-der-wirtschaft-16922361.html)
Der Entwurf dieses Gesetzes ist eine Kooperation von zwei Ministern, einem von der CDU, einem von der SPD. Professor Feld argumentiert, dass mit einem solchen Gesetz das Wachstums-Potential der deutschen Wirtschaft bedroht wäre.
„Weise“ zu sein, so dachte ich immer, würde auch bedeuten, dass Mitgefühl und Mitmenschlichkeit zum Kern des eigenen Denkens gehören. Ebenso wie die Bereitschaft, Denk-Routinen und traditionelle Logik immer wieder in Frage zu stellen. Erst recht dann, wenn diese Denkroutinen zu weltweit bedrohlichen Gefahren sich verwirklichen. Und es bedeutet auch, so dachte ich immer, aufmerksam zu sein für substantielle Widersprüche im eigenen Denken. Und ist es nicht ein Widerspruch, politische Verhältnisse im eigenen Land und auf der Welt zum wirtschaftlichen Fortschritt zu nutzen, – ja – auch den Versuch zu machen, diese politischen Verhältnisse mittels Lobby-Arbeit in diesem Sinn zu beeinflussen, und sich dann bei einem solchen Gesetzentwurf auf den Standpunkt zurückzuziehen, Ökologie und Menschenrechte seien eine Sache des Staates und nicht der Wirtschaft?
Er mag weiter forsch an Denkroutinen des Wirtschaftswachstums festhalten. Aber man nenne ihn doch bitte nicht „weise“.