coronawoche4

Tag 28

Klitzekleiner Zeitvertreib: Finde den Fehler.

Zwischen Duisburg und Dinslaken

Nein, – es sind nicht die Menschen.
Und auch nicht deren Abstand voneinander.

Tag 27

Wie ist der Stand
In Anderland?

Meine Mutter ist dement. Sie lebt in Anderland. Ihr Aufenthaltsort ist ein Altenheim.
Ich rufe dort an, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Die Frau, die gerade am Telefon sitzt, schildert mir ausführlich, wie es meiner Mutter geht. Wie sie isst oder nicht isst, trinkt oder nicht trinkt, reagiert oder nicht reagiert, ab und zu etwas sagt oder nicht, … es gibt keinen Grund zur Besorgnis.
Doch, gibt es, gestehe ich, – mir und ihr. Besorgnis um mich: Wenn ich sie nach Wochen zum ersten Mal wieder sehe, wird sie dann, wie üblich, meinen Namen zwar nicht mehr wissen, aber strahlen?
Oder wird dieser Rest Kontakt, den ich noch leicht verstehe, auch weg sein?
Die Pflegerin berichtet mir, dass sie alle, die dort arbeiten, den Menschen, die noch regelmäßig Besuch bekommen, regelmäßig Fotos von diesen Personen zeigen und mit diesem alten Menschen dann über diese Person sprechen würden. Zum Glück hänge ja auch von mir griffbereit ein Foto im Raum. Wenn sie es meiner Mutter zeige, lache sie immer. Wenn sie sie dann frage, ob sie wüsste, wer das sei, sage sie mit dem Wunsch, möglichst überzeugend zu wirken, damit bloß keine weitere Frage komme: „Natürlich!“ Ich kann mir diesen etwas künstlich erwachsenen tiefen Stimmsitz, den meine Mutter dann hat, sofort lebhaft vorstellen.
Und dann würden sie immer ein wenig über mich sprechen.
Wie meine Mutter reagiere, wenn ich dann irgendwann nach Wochen sie wieder besuche dürfe, wisse sie aber trotzdem nicht.
Aber ich solle mir keine Sorgen machen. „Sie wissen doch: Das Gehirn mag dement werden. Das Herz wird es nicht.“

Tag 26

Sommer im April

Sonnenschirm reparieren

Ich freue mich.
Heute Morgen sehe ich schon zum dritten Mal in diesem Jahr einen Molch. Er taucht kurz auf, schnappt ein Bläschen Luft pur und taucht wieder ab.
Schon seit Tagen lockt Sommersonne auch uns nach draußen. Geduldig erinnert sie uns täglich immer wieder auf’s Neue daran, dass jetzt nun aber wirklich Zeit sei – und doch gerade auch Gelegenheit! –, die schon so lange überfällige Reparatur am Sonnenschirm vorzunehmen.
Wir hören auf sie und fangen an. Zwei, drei Hummeln schweben mir dabei blumig brummend immer wieder mal um die Glatze.
Der Schatten eines anderen Ich steht etwas abseits unschlüssig dabei. Sein Blick verliert sich im lichten Nichts. „Schon schön“, sagt er, „aber – … – Mitte April?“

 

Tag 25

Unser Bio-Grünzeug-Bauer hat die wöchentliche Kiste geliefert.
Obst ist wie üblich auch dabei.

Bio Obst

Die Zitrusfrüchte sind laut Begleitschreiben Mandarinen.
Ehm … – Bio oder Bayer?

Tag 24

Corona zieht die Welt auf links

Ich muss dringende Bankgeschäfte erledigen. Beim Aufrufen der Seite für’s online-banking wird mir klar, dass ich das auf dem neuen Laptop noch gar nicht machen kann, weil ich auf ihn die dafür notwendige Secure-App noch nicht aufgespielt habe. Ein wenig zu hektisch versuche ich, das nachzuholen. Das Herunterladen geht schnell. Das Einloggen mit den Daten, die noch auf meinem alten Laptop gespeichert sind, geht nicht. Ich hexe ungeduldig eine ganze Weile herum. Dann wird mir klar, dass ich eine App des österreichischen Bank-Namens-Vetters heruntergeladen habe. Also von vorne. Im Microsoft-App-Store gibt es eine solche App nicht. Ich finde sie woanders, lade sie herunter, versuche es wieder mit den alten Daten. Kein Glück. Ich suche die alte Postbenachrichtigung mit dem Aktivierungscode. Probiere den. Nicht besonders optimistisch. Schließlich steht schon in dem Schreiben, dass er nur 30 Tage gültig ist. Natürlich funktioniert er nicht. Währenddessen läuft bis an das Zerreißen von Nerven lange das auf laut gestellte Telefon mit einer schmierig poppig-peppigen Musik, ab und zu unterbrochen von einer sehr zugewandt klingen sollenden Männerstimme, die mir versichert, sie sei gleich für mich da. Ihr Timbre feuert die Phantasie an. Welchen Service der mir wohl anbietet, wenn ich dann dran bin …
Sämtliche Anrufversuche schlagen fehl. Aus Minuten wird mehr als eine Stunde. Dann ein Geistesblitz. Mehr aus Scheiß, ohne zu glauben, das würde es bringen, wähle ich bei den diversen Abfragen, was denn mein Ansinnen sei und den dazugehörigen Aufforderungen diese oder jene Taste dafür zu drücken oder dieses oder jenes Stichwort zu sagen, das Ansinnen: NEUKUNDE. Nicht, wie bisher, mein wirkliches Problem. Keine 15 Sekunden später spreche ich mit einem echten Menschen, der mich fragt, was er für mich tun könne.
Und der wimmelt mich tatsächlich nicht ab, sondern erledigt mein Anliegen.
Kurz danach ruft die Bankangestellte an, die in der Filiale in meiner Stadt arbeitet. Sie habe gesehen, dass ich versucht hätte anzurufen.
Als ich ihr die Geschichte erzähle, berichtet sie mir, dass an der Tür zur Filiale, die ja jetzt geschlossen sei, mehrere Informationblätter hingen, auf denen die Durchwahlen zu den verschiedenen Sachbearbeiter*innen der Bank stünden. Diese Durchwahlen würden immer funktionieren. Wenn eine*r von ihnen nicht da sei, würde das Gespräch automatisch weitergeleitet.
Ich hätte halt nur mal eben zur Filiale gehen müssen.

Tag 23

Die Liebste erzählt von einer Radioreportage. Dort sei erzählt worden, dass ein Kammerchor eine Probe via Skype gemacht habe. Ein süffiger Beitrag untermalt von wundervollen Chorklängen. Wir schauen uns an und grinsen und wissen mehr …

Tag 22

Aprilglöckchen

Maiglöckchen im April