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Helmut Linssen, Ex-Finanzminister in Nordrhein-Westfalen, ist zurückgetreten von seinem Posten als … ehm … ich hab mich nie gefragt, warum dieser Posten ausgerechnet so heißt … jetzt weiß ich es: Piraten-Beute … Karibik … Schatzinsel … Schatzmeister.

Ein Mann hastet eine Straße entlang. Bei zwei Passanten bleibt er stehen. Er fragt sie: „Ist hier meine Liebe vorbeigekommen?“ Die beiden antworten. „Ja – sie kam gerade hier entlang. Wo will sie denn hin?“ „Sie folgt den Folgen.“ „Ah – na dann – wenn Sie sich beeilen, holen sie sie noch ein.“ Der Mann hastet weiter. Nach kurzer Zeit kommt er zurück. „Haben Sie sie gefunden?“ „Noch nicht.“ Fragende Blicke. Der Mann ergänzt: „Ich dachte, ich hole lieber meine Frau. Ist ja besser, wenn wir zusammen folgen.“

Frau Schavan wird Botschafterin im Vatikan. Herzlichen Glückwunsch zur Genesung, Frau noch-Ex-Dr. Annette Schavan: Nach dem Durchfall nun wieder ein geregelter Stuhlgang.

Es brauchte schon einen Redner mit besonderer Begabung, um der Öffentlichkeit die an sie adressierte Kernbotschaft der letzten Münchener Sicherheitstagung zu vermitteln. Schon das eine rhetorische Herausforderung: Eine Rede auf der nicht-öffentlichen Konferenz einer gesellschaftlichen Elite zu halten, deren Adressaten die Gruppe der eingeweihten Insider auf der Konferenz ist, die es aber dann in die Tagesthemen schaffen soll, deren Adressaten das gemeine Volk ist.
Die zweite Herausforderung nicht weniger anspruchsvoll: Das Volk mit einer neuen Militär-Doktrin vertraut machen, die nichts weniger bedeutet, als das Opfern von Menschenleben schon in naher Zukunft, und das so zu formulieren, dass letzteres nicht deutlich wird.
Wenigstens war der Boden schon ein bisschen bereitet durch einen der Eingeweihten, – den Bundesaußenminister Herrn Steinmeier. Er hatte die schwer zu vermittelnde neue Wahrheit schon einmal angekündigt mit dem denkwürdigen Satz, Deutschland sei zu wichtig, um die Weltgeschichte nur zu kommentieren.
Wer sonst hätte sich dieser Herausforderung besser stellen können als Joachim Gauck? Nur er konnte diese Botschaft aus der nicht-öffentlichen Sitzung via TV-Nachrichten in die Öffentlichkeit tragen. Er ist gesegnet mit unbefleckter Wort-Empfängnis. Die ihm dabei zufallenden Formulierungen trägt er mit jenem pastoralen Beschwichtigungs-Timbre vor, das kaum einem so zu eigen ist wie ihm.
Allerdings mag hier und da die Bedeutung seiner Rede etwas unklar gewesen sein, zumal wenn man zwar zu den TV-Adressaten oder zu den Betroffenen der neuen Doktrin gehört, aber eine andere Sprache spricht als der Herr Bundespräsident. Für diesen Fall hält das Bundespräsidalamt einen lobenswerten Service bereit: Man kann das Rede-Manuskript auf der Homepage des Präsidenten komplett lesen und es liegt in Übersetzungen ins Russische, ins Englische und ins Französische vor. Was allerdings fehlt, ist eine Übersetzung ins Deutsche. Gerne komme ich meiner staatsbürgerlichen Verantwortung nach und liefere sie hier:

„Sehr geehrter Herr Ischinger, liebe Verbündete im Geheimnis der Eingeweihten, liebe Elite!
Mir kommt die präsidiale Pflicht zu, einen Nachruf zu formulieren.
Lassen Sie uns heute hier mit allem gebotenen Respekt derjenigen gedenken, die schon bald im Namen der Freiheit des Handels gestorben sein werden.
Des jungen Mannes, der, von einem Kindersoldaten in einen Hinterhalt gelockt, von Macheten-Hieben regelrecht abgeschlachtet werden wird.
Der jungen Frau, die beim Versuch, bei einem Bombenattentat verletzten Menschen zu helfen, zerfetzt werden wird, als die zweite Bombe detoniert.
Der Gruppe junger Frauen und Männer, die im Straßenkampf eingekesselt, gestellt und erschossen werden wird, weil man die Informationen der Aufklärungsdrohne einfach falsch interpretiert hatte.
Lassen sie uns all diesen und all den ungenannten Menschen zurufen: Sie werden nicht umsonst gestorben sein und auch nicht vergeblich! Zukünftige Generationen werden sich dankbar vergegenwärtigen, dass ihr Lebensstandard nur möglich ist, weil Sie mit Ihrem Leben sich dafür eingesetzt haben.
Und Ihnen, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer hier auf diese Konferenz verspreche ich heute und hier: Ich werde mich nicht drücken, wenn der erste tote Soldat aus den neuen Missionen zurückkommen wird. Ich werde die schwere Verantwortung übernehmen und die Trauerrede auf ihn halten. Darauf können Sie sich verlassen.
Ich danke Ihnen für’s Zuhören.“

Frisch erworbene Kenntnisse im Photo-Shopping …

Fotomontage, Ampelmännchen DDR, Abbey Road, Zebrastreifen

Manchmal morgens im dämmrigen Halbschlaf werden mir ganz ohne Denkaufwand aus heiterem Himmel tiefe Einsichten geschenkt. Heute z.B. wird mir schlagartig eine Frage beantwortet, die mich schon lange quält: Warum reimen sich die erste und die letzte Zeile in der ersten Strophe des Steigerliedes nicht, – obwohl sich die erste und letzte Zeile aller anderen Strophen reimen? „ … der Steiger kommt.“ und „ … schon angezündt’ .“, aber „ … das gibt ein Schein“ und „ … ins Bergwerk ein.“ ?

Steigerlied, 1. Strophe

Die Erklärung, denke ich plötzlich, ist ganz einfach. Der Autor des Textes war schlesischer Herkunft. Er sprach Deutsch mit Akzent. Und dann mag das so geklungen haben:
„Gliek ouf, Gliek ouf. Där Stäigär kimmt. Und är hat säin hällä-häs Licht bäi d’r Nacht, und är hat säin hällä-häs Licht bäi d’r Nacht schon angäzi-hi-hint, schon angezint.“
So wird ein Reim draus.
Total begeistert erzähle ich diese tiefe Einsicht meiner Frau. Sie meint lächelnd: „Das ist ja wirklich ein interessanter Gedanke. Das müsste man mal recherchieren.“
Wie bitte? Recherchieren? Was soll das denn? Ich werd mir doch meine nette kleine Theorie nicht von historischer Wahrheit kaputtmachen lassen!

An misanthropischen Tagen denke ich: Je zynischer du dir politische und wirtschaftliche Ereignisse auf dieser Welt erklärst, umso näher kommst du der Wahrheit.
Platon Lebedew, eine der Schlüsselfiguren in Chodorkowskis Ölimperium, ist nun entlassen worden. Ist das einfach Zufall? Ist das ein ganz normaler Teil der Anmestie, die in Russland erlassen wurde und von der noch einige andere, nur halt unbekannte Namenlose, profitieren? Oder ist es eben doch genau die Amigo-Scheiße, die ich mir in einer dieser misanthropischen Phasen beim Nachdenken über Chodorkowski zynisch zusammenphantasiert habe?

Filiströse Filolögchen

Immer wieder mal beklagen sie den Zustand der deutschen Sprache. Oder sie betonen, wie wichtig es sei, auf den Erhalt ihres Zustandes aufzupassen.

Kürzlich schlägt jemand vor, Texte für Förderschüler von sprachlichen Hürden zu entlasten. Man könne ja anstelle von „das Auto des Nachbarn“ schreiben: „das Auto vom Nachbarn“. Es folgt energischer Protest.
Erstens sei „das Auto vom Nachbarn“ grammatikalisch falsch. Ich frage mich einmal mehr: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen „grammatisch“ und „grammatikalisch“? Sollte ich mich darüber informieren, um nicht als ungebildet rüberzukommen?
… Später … (wahrscheinlich im Sinne von nie, weil nicht wirklich wichtig …).
Zweitens sei ohnehin ein Trend zur Verkümmerung des Gebrauchs des Genitivs erkennbar. Man müsse den ja nicht unbedingt noch unterstützen.
Da hat aber jemand ‚seinen Sick’ studiert. Oder zumindest ein Deteilchen ins tägliche Repertoire aufgenommen, mit dem man sich sprachschützerisch gebildet gebärden kann.
Nun – für mich stellt das Ganze schon länger kein Thema mehr dar. Ich lebe in einer Region, in der der Genitiv schon lange unbedeutend ist, genauso wie der Dativ. Trotzdem glaube ich nicht an hinterhältige kulturzersetzerische Abschaffung, – eher an eine Veränderung von Lebensräumen. Und wer weiß, – der Wolf ist schließlich auch wiedergekommen.
In „meiner Region“ müsste ‚der Sick’, wenn er korrekt sein wollte, auch eher heißen:
„Der Dativ war den Genitiv sein Feind.“
Eine wirkliche Entlastung für die/den Schüler (s.o.) hieße denn auch:
„…den Nachbar sein Auto“.
Vielleicht hat ja irgendwann mal jemand den Mut.
Übrigens: Ich schreibe „Philister“ und „Philologe“ weiterhin mit Peha. Ich finde, das sieht einfach schicker aus. Aber ich bin ja auch schon wat älter.

Eine Petition gegen Markus Lanz driftet durch’s Netz. Was ich nicht so richtig verstehe: Wäre es nicht viel weniger Aufwand und weit wirksamer sowohl für das eigene Wohlbefinden, wie auch für die Präsenzdichte dieses Moderatoren, ihn einfach gar nicht zu gucken, statt seine Popularität mit einer solchen Diskussion noch zu steigern?

Heute Morgen begegnete ich beim Laufen wieder Lonzo. Er drängte sich in eine Ecke seiner Wiese und schaute auf die Nachbarwiese. Sein Blick wirkte auf eine verstörte Weise sehnsüchtig. Hatte er vielleicht auffällig lange schon nichts mehr von seinem Freund, dem Maulwurf gehört? War ihm etwas passiert? Oder hatte er etwa ein Maulwurfsweibchen … oder gar doch wieder eine verheiratete Frau?

Weißes Pferd, Lonzo