zweiunddreissig

Friedrich Merz bei Markus Lanz 10. Januar 2023

Sreenshot Markus Lanz 10.01.2023 ZDF Mediathek Download 19.01.2023

Friedrich Merz nennt die Söhne von Menschen mit Migrationsgeschichte  in der Talkshow von Markus Lanz „kleine Paschas“.

Kein Grund, sich aufzuregen. Sein Ärger ist doch in gewisser Weise auch verständlich. Da muss ein älterer Herr, der jahrzehntelang mit unantastbarer, geradezu unschuldiger Selbstverständlichkeit eine nicht gerade wenig verbreitete Vorstellung von männlicher Identität ausgelebt hat, plötzlich feststellen: Sogar schon Kinder können es besser. Das tut doch auch weh!

Café Handicap

Der Name ist Programm. Das „Café Handicap“ gehört zu einem Hotel und einem Restaurant. In allen Betrieben arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

Es ist schon eine Weile her, dass ich der Kellnerin signalisiert habe, dass ich zahlen möchte. Dann steuert sie meinen Tisch an. Sie wirkt hoch konzentriert, als sie bei mir ankommt. Ihr ernster Blick, der meinen meidet und stattdessen die Geldbörse und den Quittungszettel fixiert, ihre leicht vorgebeugte Haltung, – ich bilde mir ein, darin beides zugleich zu sehen: Die Anstrengung – jetzt bloß nichts falsch machen! – und den Stolz, diese wichtige Aufgabe erfüllen zu dürfen.

Ein Kaffee Creme. Sie studiert den Bon in ihrer Hand und sagt „zwei Euro siebzig“. Ich gebe ihr einen 5-Euro-Schein und bitte sie, mir 1,50 zurückzugeben. Sie kramt in ihrer Geldbörse.

Dann reicht sie mir 1,20.

Ich sage nichts.
Das ist nett.
Und diskriminierend.

Gut untergebracht

Ein Hotel. Gehobene Mittelklasse. Es ist noch relativ neu. Behaglicher Schick. Der riesige, lichte, voll besetzte Frühstücksraum ist sehr stilvoll und abwechslungsreich eingerichtet. Das Frühstücksbuffet ist genauso einladend wie der Raum. Leckere Speisen, liebevoll zubereitet und angerichtet, laden ein zum Schlemmen, zum Wohlfühlen. Die Kleidung der Menschen entspricht dem Ambiente des Wohlergehens. Sie lassen es sich gut gehen.

Nur: Sehen kann man es nicht. Fast nirgendwo ein Lächeln, oder gar ein Lachen. Oder sonst etwas, das den Ausdruck freudvollen Genusses in ein Gesicht schmiegt.

Irgendetwas scheint ihnen doch zu fehlen.

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Ist das schon immer so?
Und es fällt mir erst jetzt auf?

Ich will irgendeinen Online-Artikel lesen. Bevor ich das kann, werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Werbung auch vermeiden kann. Gegen einen geringen monatlichen Betrag.

Skurril. Erst bezahle ich die Werbung. Mit dem Kaufpreis. Dann bezahle ich nochmal, um sie nicht sehen zu müssen.

Muss man das ein geniales Geschäftsmodel nennen?

Die Füße sehen

Seit 4 Monaten ist sie nun Grundschülerin. Einmal, als ich sie abhole, ist sie sehr, sehr traurig. Sie möchte aber nicht sagen, warum. Also bleibe ich einfach in ihrer Nähe, schweige und spanne innerlich einen Schutzschirm über ihr Gemüt. Langsam trotten wir den Heimweg entlang.
Plötzlich bleibt sie stehen. Ich auch. Dann sagt sie: „Weißt Du, Opa, wenn ich traurig bin, dann muss ich so langsam gehen, dass ich immer abwechselnd meine Füße einzeln nach vorne kommen sehe.“
Wir trotten weiter und beobachten schweigend unsere Füße.
Erst eine ganze Weile später erzählt sie dann doch, warum sie traurig war.
Ich soll es aber nicht weitererzählen.

Es ist ein trotzkopfdummes Liebeslied. Und es ist schön.
Vielleicht gerade deshalb.
Jedenfalls für mich.
Jetzt kann man es hören und sehen auf Youtube:

Ich liebe dich

Sie hat wahrscheinlich übersinnliche Kräfte
Überaus sinnlich und zugleich weit darüber hinaus
Mit nur einem Blick aktiviert sie geheimnisvolle Mächte
Die verwandeln sie in eine Katze und mich in eine Maus
Sie lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern
Lässt mich vor dem Haus allein in der Kälte `rumlungern
Aber Freunde, – ganz ehrlich:
Das ist mir egal
Ich hab ja die Wahl
Und ich wähle sie
Mit nie versiegender Euphorie
Sie macht mich fertig, doch das kratzt mich leztlich nicht.
Solang sie einmal öfter, – einmal öfter sagt: Ich liebe Dich!

Wenn ich mich wehre, hat sie den Schlamassel
Magische Kräfte hab ich schließlich auch
Sie ist noch die Katze, aber ich ein Jack Russel
Einmal gekläfft, und schon bin ich runter vom Schlauch
Ich mach sie ohne mit der Wimper zu zucken zum Deppen
Hier spielt der FC Barcelona gegen den SV Meppen
Aber Freunde, – ganz ehrlich:
Das ist ihr egal
Sie hat ja die Wahl
Und sie wählt mich
Mit unerschöpflicher Zuversicht
Ich mach sie fertig, doch das kratzt sie letztlich nicht.
Solang ich einmal öfter, – einmal öfter sag: Ich liebe Dich!

Freunde, ihr seht: Wir machen einander gerne mal das Leben schwer
Aber das ist egal, denn wir zeigen einander mehr als einmal mehr
Du bist das Ass, das ich noch im Ärmel hab
Das Glücksgewand, das mir am besten passt
Der Himmel, zu dem ich mich aufschwinge
Wenn ich mit dir uns’re Melodie singe
Wir machen uns fertig, doch das kratzt uns letztlich nicht

Weil wir mehr als einmal öfter sagen: Du, ich liebe Dich