einundzwanzig

Alles in Ordnung

Schwer liegt der Sommer mittagsschläfrig träge dösend auf dem Land.

Durch die offenen Scheiben quillt er ins Auto. Auf der Suche nach einer Adresse – irgendwo hier – im bäuerlich weiten Land zwischen den kleinen Städten – tasten wir uns hierhin und dahin zwischen Äckern, schmalen Sträßchen, kaum breit genug noch für den Trecker, Baumgruppen, Wiesen und Gehöften, die sich aus Schutz vor der Sonne möglichst flach zwischen die alten Bäume ducken. Ab und zu schauen uns neugierig desinteressiert Kühe nach. Waren wir hier nicht gerade schon mal?

Plötzlich taucht ein Auto auf. Ein dunkler, großer Audi. Plank polierte Alufelgen geben an. Er steht im Schatten einer mächtigen Kastanie. Kurz davor kriechen mitten auf einem Acker in praller Sonne zwei Frauen über die Erde. Zwei Plastiktüten in der Nähe ihrer Knie. Mit quietschbunten Labels. Sie tragen lange Röcke und dunkle Pullover. Ab und zu schieben sie sich eine Strähne ihrer beinah strahlend tiefschwarzen Haare, die es irgendwie geschafft haben, sich aus der sorgfältig gebundenen Bändigungsfrisur zu lösen, aus dem Gesicht. Dazu ein scheuer Blick um sich herum. Wonach schauen sie? Wollen sie nicht entdeckt werden? Fürchten sie ansgesprochen zu werden? Oder schauen sie einfach so? Ohne Absicht? Dann arbeiten sie weiter. Sie scharren Kartoffeln aus der abgeernteten Erde, die es geschafft haben, der Maschine zu entgehen.

In dem dunklen Hood-Schlitten unter der Kastanie sind die Scheiben heruntergelassen. Man phantasiert, dass der Baum zumindest einen zarten kühlenden Zug durch das Innere schickt. Auf dem Fahrersitz ein gerade noch junger Mann. Seine tiefschwarzen Haare wirken wie eben erst glanzfrisiert von dem Barbier, der auch den dichten Bart in feine Form gebracht hat. Seine Sonnenbrille stanzt zwei blaumetallic spiegelnde Löcher in den Sommer. Die Ärmel seines blütenweißen T-Shirts spannen sich um die Oberarmmuskeln. Sein Hals ist rund nach vorn gebogen. Als würde er den Kopf nur mit Mühe davon abhalten können, auf das Handy zu kippen.

Ab und zu hebt der Mann den Kopf. Schaut auf die beiden Frauen auf dem Feld.
Und senkt ihn wieder. Richtung Handy. Alles in Ordnung.

Neues Geschäft

Vor genau 2 Jahren wurde ich pensioniert.
Lange Jahre hatte ich regelmäßig den Schreibwaren- und Kopierladen meiner Wahl aufgesucht.
In diesen Tagen fällt mir auf, dass es diesen Laden nicht mehr gibt. Wieder bekommt das Mosaik meines wehmütigen Erinnerns ein neues Teilchen: Wie viele nette Plaudereien habe ich erlebt mit einer dieser liebenswürdigen Bedienungen in diesem Laden, – während die gewaltige Kopiermaschine im immer gleichen Rhythmus mit der ihr eigenen Melodie von Surr- und Klapp- und Schab- und Brems- und Schaltgeräuschen die manchmal umfangreichen Vervielfältigungs-Programmierungen abarbeitete! Ich hätte sie mitsingen können.
Jetzt gibt es diesen Laden nicht mehr. Ein anderes Geschäft ist eingezogen.

Erfolglos verwehre ich dem Gedanken „irgendwie passend“ den Zutritt.

In der Auslage sehe ich, dass dieses Unternehmen auch ungewöhnliche Geschmäcker bei der Urnenwahl bedienen kann.

Ebenfalls erfolglos versuche ich zu vermeiden, micht zu fragen, welche Urne wohl zu „TROTZKOPFDUMM“ passen würde.

Leckerchen

Wie sie sich biegt und streckt
Das rechte Vorderbein nach vorne reckt
Den Kopf vornüber unter sich
Windet,
Bis er fast ganz im Ritz
Verschwindet.
Ich drück ihr beide Daumen
Dass sie da drinnen echte Gaumen-
Freuden findet.

Fliege sucht Leckerchen

 

Zartbittersüße Bande

Ich lese, dass die Grünen der CDU Geschenke zum 75. Geburtstag gemacht haben. Mit einem Gratulationsschreiben in der FAZ. Und einem Präsentkorb. Darin, wie man liest, unter anderem: Das neue Grundsatzprogramm der Grünen. Zusammen mit Holundersirup und einer Ingwerknolle.
Hm … – ist das augenzwinkernde Halloween-Matphorik: „Süßes! Sonst Saures!“?
Nun ja, ein zartes scheues Herantasten jedenfalls werden diese Geburtstagsglückwünsche und die dazugehörigen Dankbekundungen der Beglückwünschten schon sein. Sogar bei Friedrich Merz, meine ich, könnte man, wenn man ganz genau hinguckt, ein bisschen scheues Verlegenheitsrouge auf der Wange sehen.
Auf dass es bald gelinge, die GroKo dann doch mal loszuwerden.
Obwohl, – … wird es dann nicht gerade wieder eine?