So einfach ist das
Ich hole die Enkelin von der Grundschule ab. Als ich das Gebäude betrete, sehe ich sie schon im Flur mit ihren drei Freundinnen. Man bereitet die Rückfahrt mit Fahrrad oder Roller vor. Schal suchen, Tonni checken, Helm von der etwas hohen Ablage angeln etc. Eine bemerkt den Hut in meiner Hand, den ich beim Betreten des Gebäudes abgesetzt hatte. „Warum hast Du einen Hut?“, fragt sie. Ich erkläre, ich hätte ihn wieder rausgekramt, weil ich eine Behandlung bei einer Hautärztin hatte und jetzt meine Glatze schützen müsste. „Und warum hast Du ihn dann nicht auf?“, fragt sie. Ich zögere kurz. Dann erkläre ich meine kleine Misere. „ Na, ja“, sage ich, „einerseits möchte ich ihn gerne aufbehalten, um meine Glatze zu schützen, und weil mir die roten Flecken auf dem Kopf schon ein bisschen peinlich sind.“ Dabei beuge ich den Kopf runter, damit die Vier den Rotfleckenteppich sehen können. „Andererseits wäre es mir aber auch peinlich, mit Hut auf hier reinzukommen.“ Kurze Stille. Sie überlegt. Dann sagt sie „Setz ihn auf. Dann siehst Du aus wie `n Detektiv“.
„Stimmt“, sage ich und setze ihn auf. Kurze vierfache schweigende Begutachtung. Dann wendet man sich wieder Jungmädchen-Alltags-Geschäften zu. Beim Verlassen der Schule male ich mir aus, dass die, die mich jetzt sehen, denken, ich sähe aus wie ein Detektiv. Und bin ein bisschen stolz.